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Die Entwicklung des Ski-Langlaufs am Beispiel Oberstaufen

Als es noch keine Loipenspurgeräte gab

„Bis Anfang 1970“, erinnert sich der langjährige Sportamtsleiter Hans-Peter Wucherer, „präparierten wir unsere Loipen zu Fuß“. Und das funktionierte so: Zu dritt „marschierten“ wir nebeneinander im Tiefschnee her. Links und rechts mit Langlaufski – das ergab dann die Stockspur. Der mittlere Läufer in hüftbreiter Skistellung, war für die Loipenspur zuständig.

Die beste Spur-Qualität wurde mit Alpin- bzw. Tourenski (wegen der Fersenfreiheit) erreicht. Bei der Spuranlage war man natürlich beweglicher und suchte ständig nach Abwechslung. Lange Geraden waren verpönt.
Hier um ein Bäumchen, nahe am kurvigen Bach entlang, den Buckel nehmen wir auch noch mit, dort gibt’s einen schönen Ausblick, am Stadl ist eine Bank zum Verweilen und Aufstiege manchmal in Serpentinen.
Eine schneidige Abfahrt und lange Waldstücke waren obligatorisch.
Kurz: Rundkurse zum mehrmaligen Durchlaufen waren, weil ja eh keiner zuschaute, nie ein Thema.

Papierfähnchen ersetzen die Beschilderung

Eine Langlauf-Beschilderung gab es noch nicht. Bei den Meisterschaften wurden lediglich in Abständen von Sichtweiten oder bei Abzweigungen, vermehrt Reklame-Papier-Fähnchen entlang der vorgesehenen Spur in den Schnee gesetzt. Mangels genügend und informierter Streckenposten, war ein „Verlaufen“ kilometerweit draußen im Wald bei den Führenden oder bei zu großen Abständen, keine Seltenheit. Die bei Kindern begehrten Fähnchen, sie wurden auch bei Alpinskirennen entlang der Strecke gern verwendet, verschwanden oft auf unerklärliche Weise, noch bevor die Rennen beendet waren.

Die ersten Spurgeräte waren "Marke Eigenbau"

Je nach Schneebeschaffenheit waren die Spuren meist krumm, ausgelaufen, angetaut und wieder gefroren. Dazu kam die Problematik der Skipräparierung mit Steig- und Gleitwachsen, die nur wirkliche Enthusiasten auf sich nahmen.

„Nicht zuletzt, weil wir auch unseren Gästen das Ski-Langlaufen als Urlaubserlebnis schmackhaft machen wollten, sannen wir auf Verbesserungen“, so Hans-Peter Wucherer. „Wir bastelten Spurgeräte (zum Draufsitzen), die dann von einem Skidoo, den wir von einem Jäger manchmal zu leihen bekamen, gezogen wurden“.

Herstellung der ersten verläßlichen Loipen

Eine der ersten, selbstgestellten Aufgaben des neugegründeten Sportamtes war die maschinelle Herstellung einer „verlässlichen“ Loipe. 70 bis 100 Grundstückseigner mußten von dieser Notwendigkeit (ohne Ausgleichszahlungen) überzeugt werden. Ein alter Skidoo wurde zur Verfügung gestellt, und mit dem selbstgebauten Nachlauf-Spurgerät begann der Start zum späteren Loipenzentrum Oberstaufen. Die örtlichen Sportgeschäfte wurden zum Sponsoring von Loipentafeln animiert. Das damals größte Problem bestand darin, die Fußgänger von den frisch präparierten Loipen fern zu halten.

Mit der maschinellen Präparierung änderte sich auch die Langlauftechnik

Für 10.000,- DM wurde später ein gebrauchter „Ratrac“ erstanden, und die anfänglichen Widerstände wichen, angesichts der besser verdichteten Loipen bald der Anerkennung. Mit der verbesserten Qualität veränderte sich langsam auch der Langlaufstil. 

Die weichen, zu Fuß gespurten Loipen verlangten sehr viel Abstoßgefühl. Die Gleitphasen waren kürzer und die Schrittfrequenz höher. Mit den festeren Spuren wurden die Ski „spitzer“ (mehr Gleit- wie Steigwachse) präpariert. Die Stöcke wurden länger, weil mit mehr Doppelstocktechnik gelaufen wurde.

Bis Pauli Sitonen, der Finne, im Halbschlittschuhschritt das internationale Läuferfeld dominierte. Diese sogenannte „Sitonen-Technik“ war aufgrund der nun breiteren und festeren Skidoo-Spur möglich. Bald hatten die klassischen Diagonal-Läufer keine Chance mehr. Immer häufiger wurde in den Orten der Trend „Langläufer leben länger“ aufgenommen, um den Gästen etwas zu bieten. Inzwischen wurden sogar richtige Loipenmaschinen mit Nachlauf-Fräsen und Doppelspurgeräten eingesetzt. Durch den erhöhten Anpressdruck der Geräte konnten noch breitere, feste Flächen erzielt werden, die komplette Schlittschuhschritte ermöglichten.

Oberstaufen hatte den Trend der Zeit richtig erkannt und der DSV und der ADAC honorierten das Loipenangebot und deren Qualität im Schrothkurort mit Bestnoten. 

Die Spezialisierung ließ sich nicht mehr aufhalten. Die Industrie brachte nach den Steighilfen (Fellstreifen oder Schuppen unter der Aufstiegszone) jetzt reine Langlauf-Gleitski ohne Biegelinie und gleich darauf kürzere Skating Ski auf den Markt. Es folgte ein Aufschrei der Experten und Orthopäden in den gesamten Alpenländern. Sie warnten, durch die abnorme Spreizbewegung, vor bleibenden Schäden in den Knie- und Hüftgelenken und wiesen darauf hin, diese Technik am Besten zu verbieten.
Damit der klassische Diagonalstil nicht in Vergessenheit geriet, ließ der Internationale Skiverband zwei gleichberechtigte Stilarten zu. Am Beispiel von Oberstaufen ist belegt, dass sich die Lauftechnik an den verbesserten Untergrund anpasste, und sich so bis zum heutigen Laufsstil weiterentwickelte.